Endlos rollende, grüne Hügel, staubige Whiskeyfässer und ein schummriger Pub, in dem immer gerade eine Geige gestimmt, eine Flöte an die Lippen geführt wird – selbst wer noch nie in Irland war, hat solche Bilder von der immergrünen Insel und ihren Bewohnern im Kopf.
Was davon ist Klischee, was Wahrheit? Gibt es tatsächlich mehr Schafe als Menschen auf der Insel? Sind wirklich alle Iren miteinander verwandt? Vor allem aber: Wie haben es die Frauen und Männer Irlands geschafft, trotz Hungersnöten, Flucht und blutigen Konflikten nie die Lebensfreude zu verlieren?
Das ausgezeichnete Bier ist sicherlich nur ein Teil der Antwort auf diese letzte Frage, der viel größere dürfte lauten: Musik! Ob in Jigs, Balladen, Walzern oder Shantys – die Iren singen und fiedeln dem Schicksal seit jeher lautstark ins Gesicht und das nie ohne einen guten Schuss Selbstironie und jede Menge Humor.
The Reel Chicks and Family haben dieses unvergleichliche Lebensgefühl der Iren sowie ein paar ihrer bestgehüteten Geheimnisse in eine 90-minütige Revue destilliert. Gewohnt unterhaltsam klärt die Irish-Folk-Familie O'Reel darin zusammen mit vielen Gästen, was die Irinnen mit ihren betrunkenen Seemännern anstellen, wie man auf der steinigen Straße nach Dublin überlebt und dabei bestenfalls nicht wie die arme Molly Malone endet.
Wer zu Beginn des Abends noch nie etwas von diesem irischen Sprichwort gehört hatte, der dürfte am Ende glückselig und vielleicht etwas beschwippst zustimmen: Es gibt nur zwei Arten von Menschen auf der Welt – die Iren, und die, die es gerne wären.